12 Dezember 2005

Niemals an einem Sonntag!

Es ist Sonntag, mein letzter Tag in Chiang Mai. Und es gibt noch eine Sache hier, die ich unbedingt sehen will: Wat Doi Suthep - den Tempel auf dem Berg. Fuer Chiang-Mai-Besucher ist das das absolute MUSS - das sagen alle. Weil Sonntag ist, will ich mir ein bisschen Luxus goennen und buche den Trip vom Hotel aus. Das ist schon der zweite Fehler an diesem Sonntag - und ich weiss es noch nicht einmal.
Ein Taxi holt mich ab, bringt mich zu einem Minibus mit einer Tourigruppe. Draussen ist es heiss, der erste Tag mit blauem Himmel ueber Chiang Mai. Im Bus ist die Klimaanlage voll aufgedreht. Die Strasse windet sich den Berg hinauf. Knapp 14 km sind es bis zum Wat. Noch 10, noch 5 und dann sind wir da. Ich kann zwischen unzaehligen Reisebussen, Taxis, Pickups und Unmassen von Menschen die beruehmte Treppe nach oben sehen. Cool - und wir fahren vorbei. Was ist jetzt schon wieder los. Wir fahren noch mindestens 10 km weiter. "Hmong-Village 4 km" steht dann auf einem Schild am Wegesrand. Nicht das schon wieder: ein Hilltribe-Dorf. Nein, eigentlich kein Dorf, es ist der Touristennepp persoenlich, der uns wellblechueberdacht erwartet. Das Dorf Doi Phui ist verrufen und in meinem Reisefuehrer mit dem Adjektiv "abstossend" bedacht. Hinzu kommt: es ist Sonntag und auch die Thai kennen den schoenen Brauch des Sonntagsausfluges. Man kann vor lauter Menschen kaum das Wellblech sehen. Eine Wolke zieht heran und huellt das Dorf gnaedig in Nebel.
Nach einer halben Stunde Besichtigung geht es dann wirklich zum Tempel. Das Menschenchaos vor der Treppe hat beaengstigende Ausmasse angenommen. Die Strasse und anliegende Plaetze scheinen nur noch aus Autodaechern zu bestehen. Es gibt zwar einen Aufzug, aber ich bestehe darauf, die 290 Stufen nach oben zu Fuss zu erklimmen - wenigstens das. Begleitet werde ich von einem 70jaehrigen deutschen Sex-Touristen, der mir von seinen Schwierigkeiten erzaehlt, in Thailand eine junge Frau zu kaufen. Das wollte ich wirklich nicht wissen. Langsam bin ich ein bisschen genervt.
Im Tempel ist der Himmel los. Gleich am Eingang zimbelt eine Kapelle alte Weisen. Ich ziehe die Schuhe aus und trete ein. Der Tempel ist wunderschoen!!! Gold glitzert. Weihrauch wabert. Buddhisten umwandern den Chedi im Zentrum des Gelaendes. Versunken, eine Blume vor das Gesicht haltend, lassen sie den Trubel um sich herum nicht an sich heran kommen. Von einer Mauer aus hat man einen traumhaft schoenen Blick ins Tal.
Der Wat Doi Suthep ist ein absolutes Muss fuer jeden Chiang-Mai-Besucher!!! Nur bitte bitte nicht an einem Sonntag.
Leicht verstoert verbringe ich einen Grossteil des Nachmittags im Restaurant "Little Tibet" mit dem Versuch, einer jungen Deutschen den Jet Lag vegzuquatschen. Und am Abend sitze ich bei einem Bier auf einem Dach in der RoofTopBar - ueber mir die Sterne, unter mir die Lichter des Sonntagsmarktes am Tapae-Tor - und beobachte eine Fledermaus die eine Strassenlaterne umfliegt und Insekten jagt.

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Infos
Heute Mittag verlasse ich Chiang Mai und fahre nach Chiang Khong. Morgen ueberquere ich den Mekong und mit ihm die Grenze nach Laos. Uebermorgen besteige ich ein Boot, das mich in zwei Tagen nach Luan Prabang bringt. Bis dahin wird es nicht moeglich sein, ins Internet zu kommen. In Luang Prabang soll es einige Internet-Cafes geben. Von dort melde ich mich wieder.

5 Comments:

At Montag, Dezember 12, 2005, Anonymous Anonym said...

Brother!
Köstlich, köstlich! Hier in Deutschland passiert auch einiges. Gestern (Sonntag) sind aus großen Regentropfen kleine Regentropfen und dann wieder große Regentropfen geworden. Mehr gibt die Nachrichtenlage nicht her.
Gruß, dein Brother

 
At Montag, Dezember 12, 2005, Anonymous Anonym said...

hey burkhard,
schön, deine wege nachvollziehen zu können in solch literarischer form. einem abenteuerroman gleich mit dir in der hauptrolle. ich amüsiere mich köstlich.
und lauthals lachen musste ich dann über den kommentar deines bruders über die regentropfen. diese erfahrungen kann ich auch vom harz aus machen und erfreue mich beinahe täglich daran. bis bald in laos.
Lysann

 
At Montag, Dezember 12, 2005, Anonymous Anonym said...

hey burkhard,
schön, deine wege nachvollziehen zu können in solch literarischer form. einem abenteuerroman gleich mit dir in der hauptrolle. ich amüsiere mich köstlich.
und lauthals lachen musste ich dann über den kommentar deines bruders über die regentropfen. diese erfahrungen kann ich auch vom harz aus machen und erfreue mich beinahe täglich daran. bis bald in laos.
Lysann

 
At Montag, Dezember 12, 2005, Anonymous Anonym said...

ja scheisse, wollte gerade nochwas über die hübsche seite und die einfache bedienung sagen, passiert mir das! (s.o.)
L

 
At Mittwoch, Dezember 14, 2005, Anonymous Anonym said...

Hallo Burkhard, hallo Freunde,

wie unsere Mütter und Väter früher gegen den Vietnamkrieg waren, sind wir doch heute alle gegen den Palastabriss, oder etwa nicht? Also - alle Journalisten und Psychologen, Studenten und Wissenschaftler - tragt Euren Namen ein für ein besseres Deutschland.

http://www.palastbuendnis.de
(Dann auf Unterstützer und eintragen)

Viele Grüße in die Ferne (und Sorry für die Zweckentfremdung) von
Anne und Stephan

 

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