22 Dezember 2005

Number one - BeerLao

Vang Vieng ist beruehmt in der Travellerszene - nicht fuer "friends" sondern fuer die Berge rings um den Ort; Berge die aussehen wie auf einer chinesischen Tuschezeichnung. Ein grandioser Anblick! Schroffer Kalk, gruen bewachsen, ringsum der Dschungel, darueber der Himmel: Hier muessen Drachen wohnen! Vor allem in den Hoehlen, die es in fast jedem Berg gibt. Es gibt dutzende Hoehlen und die Reiseagenturen vor Ort bieten spezielle Hoehlentouren an.
"Touristenmist!" dachte ich mir und machte mich auf eigene Faust auf den Weg zur Lusi-Hoehle, die liegt dem Ort naemlich am naechsten. Ein schmaler Pfad durch den Dschungel. Ich fange an zu schwitzen. Schwitzt man in einem deutschen Wald, umschwirren einen die Fliegen - im laotischen Dschungel umschwirrten mich: Schmetterlinge! Huebscher Anblick. Die werden ziemlich gross und sind schoen bunt. Trotz aller Buntheit waren sie allerdings recht schuechtern und verweigerten sich meinen Fotoversuchen.
Die Hoehle ist ein Spalt im Fels, etwa 5 Meter ueber dem Boden. Kein Problem, denn am Boden warten bereits ein paar Laoten, die eine Fuehrung anbieten. Kostet 5000 Kip (ca. 0,42 Euro). Na gut, dann eben mit Fuehrer. Ein breit grinsender kleiner brauner Mann mit Schlitz- sorry Mandelaugen klettert eine schmale Bambusleiter hinauf. Ich hintendrein. Er spricht eine Art Telegramm-Englisch, das jeweils nur aus einem oder aus sehr wenigen Worten besteht, die mit Gesten untermalt sind. "Head!", sagt er und zeigt auf einen Felsen, gegen den ich fast volle Kanne geknallt waere. Danke, kleiner brauner Mann!
Ich frage ihn nach seinem Namen. Er sagt so etwas wie: "Come on." Ich frage noch mal. Wieder: "Come on." Ich beschliesse, ihn nicht mit Namen anzureden.
Wir klettern in die Hoehle. Dort ist es stockdunkel. Come-on hat ein paar Helmlampen in einem Beutel, die jeweils von einer Moped-Batterie gespeist werden und zum groesten Teil kaputt sind. Er findet zwei funktonierende, gibt mir eine, ich stecke die Batterie in meine Tasche, setze die Lampe auf meinen Kopf, das Gummiband reist - ich behalte sie in der Hand. Die Exkursion beginnt. Gelbschimmernde Lichtkegel in der Dunkelheit. Von Come-on kommen solche aufmunternde Worte wie "Head!", "Slippery!" und "Slowly Walking!"
Die erste Sehenswuerdigkeit: eine Schlangenstruktur auf dem Boden. "Snake!" sagt Come-on, grinst breit, faehrt die Struktur auf dem Boden mit dem Strahl seiner Lampe ab, reisst die Hand nach oben und sagt ploetzlich voellig ueberraschend: "Number one - BeerLao!" Wir klatschen unsere Haende zusammen ("Gimme five!"). Zum Glueck kann er auf Grund der schlechten Sichtverhaeltnisse meinen dummen Gesichtsausdruck nicht sehen. "Number one - BeerLao?" Was zur Hoelle...?
Weitere putzige Strukturen: Ohren, Blumen ("Flowers - niiiiiiice! Number one - BeerLao!" Haende zusammenklatschen), ein Frosch, ein Berg (ein Berg? Wie originell! Number one - BeerLao!), ein Buddha (beim Boven) ... und dann kommen die delikaten Sachen.
"See! Penis! Biiiig!!!" Okay, eine Aehnlichkeit ist nicht abzustreiten. "Number one - BeerLao!" Come-ons Augen blitzen mich an, waerend er zur naechsten Struktur kommt, die von der Hoehlendecke haengt. "See! Pussy! Aah, Madame!", spricht es stoehnend und steckt seine gesamte Faust in eine Kalkstruktur, die aussieht wie das Fortpflanzungsorgan der Alien-Queen. Er zieht die Faust wieder heraus. "Number one - BeerLao!" Ich verzichte auf das Zusammenklatschen der Haende.
Nach einer guten halben Stunde krabbeln wir wieder aus der Hoehle heraus. Ich trotte zurueck nach Vang Vieng, suche die naechste Bar auf und bestelle: "Number one - BeerLao!"

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Informationen
Nur kurz zur Information: BeerLao ist das beste in Laos gebraute Bier. Es ist auch das Einzige. Trotzden muss ich sagen: das Zeug ist okay. Kommt man gut ueber den Abend mit. Eignet sich fantastisch zum friends-gucken.
"Friends" geht mir uebrigends mittlerweile so auf die Nerven, dass ich Vang Vieng morgen verlasse und Heiligabend in der laotischen Hauptstadt Vientiane verbringen werde. Von dort aus fahre ich wahrscheinlich am Sonntag oder Montag nach Hue in Vietnam.