12 Januar 2006

Angkor, oder Wat

In Suedostasien gibt es zwei Dinge in Massen: Tempel und Mopeds. Was bot sich da mehr an, als sich mit einem Moped zu einem Tempel fahren zu lassen - und zwar nicht zu irgendeinem Tempel: ich spreche von Angkor Wat! Das ist nach dem Taj Mahal der beruehmteste Tempel Asiens. Weltkultuererbe der Menschheit! Und das wollte ich unbedingt bei Sonnenaufgang sehen.
Das bedeutete: Aufstehen um 4:45 Uhr in der Fruehe und dann ohne Kaffee und irgendwas im Bauch auf den Ruecksitz einem Mopeds geschwungen und raus in den kuehlen Morgen. Ueber uns der Sternenhimmel, unter uns die Strasse und uns entgegen weht der Wind und faehrt uns in die duennen Klamotten. Trotz des Knatterns des Mopeds hoehre ich, wie der Fahrer mit den Zaehnen klappert.
Wir sind nicht allein auf der Strasse. Moped ueberholt rechts, Tuk-Tuk von links. Dann zeichnet sich undeutlich Schwarz auf Dunkelblau die Silhoeuette von Angkor Wat gegen den Himmel ab. Hunderte von Neugierigen stehen auf der streng nach Osten ausgerichteten Prozessionsstrasse und warten. Trotz der vielen Menschen ist es erstaunlich ruhig, bis dann zwei Reisebusse mit Japanern ankommen. Froehliches Blitzen und Lachen. "Konichiwa, Angkor Wat!" oder so aehnlich.
Der Himmel faerbt sich roetlich. Langsam schaelen sich die Umrisse des Tempels aus der Dunkelheit. Es ist beeindruckend, trotz der vielen stoerenden Blitzlichter. Mit gebotener Ehrfurcht und unter gelegentlicher Benutzung meines Fotoapparates naehere ich mich Angkor Wat. Es stimmt, was im Reisefuehrer steht: Auf diesen Anblick ist man wirklich nicht vorbereitet. Kein Foto kann das wiedergeben. Dann bin ich drin und es wird richtig hell und ich seh mich um und ich freue mich.
Angkor Wat ist nur der erste Tempel, den ich heute sehe. Es folgen sechs weitere, nur unterbrochen durch Fruehstueck (endlich Kaffee!) und Mittagessen. Da mir die Gerichte auf der Speisekarte meistens unbekannt sind, habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, das mit dem interessantesten Namen zu nehmen. Heute gab es "Amok" zum Mittag! Aber mir geht es immernoch gut.
Ungefaehr acht Stunden lang sah ich mir die verschiedensten Tempel und Tempelruinen an - in allen Groessen und Stufen des Verfalls. Dann war es aber auch gut.
Kurz bevor ich wieder in die Stadt zurueck fuhr, traf ich John aus England, mit dem ich im Bus nach Siem Reap gekommen war. Er fragte, welche Tempel ich mir noch ansehen will. Ich antwortete: "Not today, I'm over-templed!"

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Informationen
Morgen geht es mit dem Tempel-Wahnsinn weiter. Noch etwa 8 Tempel stehen auf dem programm. Danach kann ich vermutlich keine Tempel mehr sehen.
Uebrigends: Nach Hue und Hoi An traf ich heute zum drittem Mal zufaellig den Norbert ("Norex") aus Leipzig mit seiner Reisegruppe. Durch irgendein Schicksal scheinen wir miteinander verbunden zu sein ...
Am Samstag geht es dann, wenn nichts dazwischen kommt, nach Bangkok zum Einkaufen.