02 Januar 2006

Moped in Nha Trang

Nha Trang ist ein Badeort. Er hat 250 000 Einwohner und so gut wie keine Sehenswuerdigkeiten - ausser dem Strand. Hier sollen sich schon vor 5000 Jahren irgendwelche Ureinwohner gesonnt haben, danach kamen die Cham, dann die Viet, die Franzosen und auch GI's wurden hierher zuer Erholung geschickt, um dann den Vietcong noch besser bekaempfen zu koennen. Hat nicht wirklich funktioniert. Heute sitzt der Vietcong mit seinen Freunde am Strand.
An diesem Strand habe ich den gestrigen Neujahrstag verbracht. Der Himmel war zum groessten Teil grau, aber alle paar Minuten kam die Sonne raus und brannte mir auf den ungeschuetzten Pelz. Ich unterschaetzte die Kraft der tropischen Sonne total und vergass ausserdem, dass mein Anti-Malaria-Mittel die Haut sensibilisiert. Das Ende vom Lied: ich habe einen fiesen Sonnenbrand auf dem Bauch, auf den Schultern und im Gesicht. Geschieht mit recht.
Klug geworden, habe ich mich heute reichlich mit Sonnencreme eingeschmiert. Vollkommen unsinnig, wie sich herausstellte, denn offensichtlich ist die Regenzeit doch noch nicht ganz vorbei. Ich sass also heute wieder am Strand. Grauer Himmel, graues Meer. Unkonzentriertes Lesen. Es knattert neben mir. Charly auf dem Moped!
Das Moped hat das Fahrrad als Hauptverkehrsmittel abgeloest. Mopeds ueberall. Geht man durch die Stadt, wird man alle 2 Minuten angequatscht: "Hello Sil! Mottobike! Velly cheap!!" Meine Hauptkonversation besteht in den Worten "No, thank you!!" Manchmal kommen natuerlich auch Kinder und fragen anch meinem Namen und wo ich herkomme, versuchen dann, meinen Namen auszusprechen um dann gleich zu beteuern, dass Bayern Munich eine tolle Fussballmannschaft ist. Ende des Gespraeches und der Vokabelkenntnisse ... fast, denn meistens moechten die lieben Kleinen noch Postkarten verkaufen.
Aber wir waren bei Mopeds. Neue Mopeds. Honda. Nicht billig. Muss sich natuerlich rentieren. Also: Touristen abziehen. Ein Vorurteil - ich weiss ...
Charly auf dem Moped sagt mir seinen Namen, den ich sofort wieder vergesse. Ich sage meinen Namen, den er versucht zu wiederholen und dann nie wieder gebraucht. Stadtrundfahrt. Eine Stunde. Okay. 50 000 Dong. Das sind knapp 3 Euro. Okay. Die 3 Sehenswuerdigkeiten abklappern, die Nha Trang ausser dem Strand noch hat.
Nummer 1: die Cham-Tuerme Po Nagar stammen aus dem 7. bis 10. Jahrhundert, sind aus roten Ziegeln und viel weniger spektakulaer als ich eigentlich vermutet hatte. Vielleicht haette ich sie bei Sonnenschein ohne Sonnenbrand besser gefunden. 10 Minuten rumknipsen, dann zurueck zum Moped - das gerade repariert wird. Der Hinterreifen hat ein Loch. Der Fahrer und ein anderer Typ sind schwer beim Arbeiten. Mir wird ein oller Plastestuhl zum Sitzen angeboten. Die Zeit vergeht. Ich beobachte das Treiben an einer stark befahrenen Kreuzung und inhaliere Massen an Abgasen. Nach 20 Minuten stehe ich auf, sage zum Fahrer "Bye!" und gehe meiner Wege.
Zwei Minuten spaeter ist der Fahrer neben mir - mit Moped. Ich lasse mich ueberreden. Zur naechsten Attraktion durchs Strassengewuehl und den Mopedverkehr. Kamikaze. Verkehrsregeln existieren nicht. Rechts - links - mitten durch. Hauptsache, es wird laut genug gehupt. Ueberraschenderweise funktioniert das Prinzip Chaos im Strassenverkehr.
Nummer 2: der weisse Buddha sitzt auf einem Berg ueber der Long Son Pagode und ist wirklich strahlend weiss. Knapp 200 Stufen geht es nach oben. Nette Aussicht. 15 Minuten rumknipsen, dann wieder nach unten zum Moped - das weg ist - mal kurz zum Reparieren. Wieder Warten. Knattern - Moped - aufsteigen.
Nummer 3: die Kathedrale sieht aus wie aus dem Betonbaukasten des Vatikan - grau und haesslich; im Stil eine Art asiatische Neogotik, wenn es sowas gibt. Das Moped schafft den Anstieg zum Huegel der Kathedrale nicht und jammert wie eine gefolterte Katze. Ich gehe zu Fuss. Das Innere ist so wie das Aeussere. Ich moechte kein Katholik in Vietnam sein. Drinnen sitzen jedoch ein paar von denen und leiern katholische Mantras herunter. Zurueck zum Moped. Zurueck zum Strand.
Es geht ans Bezahlen. Charly macht mich darauf aufmerksam, dass wir ja laenger als eine Stunde unterwegs wahren (1 Stunde 15 Minuten, um genau zu sein) und dass der Preis jetzt bei 160 000 Dong ist. Ich bin nicht ueberrascht, aber sauer. Charly lenkt ein. "Okay: happy new year! 100 000 Dong." Ich gebe ihm die ausgemachten 50 000 und gehe meiner Wege.
Ich hasse es, wenn Vorurteile bestaetigt werden.

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Informationen
Morgen fahre ich mit dem Bus nach Da Lat. Das ist im Gebirge auf dem halben Weg nach Saigon, wo ich dann vermutlich in 3 Tagen bin. Vielleicht ist dort das Wetter besser. Hier regnet es gerade mal wieder.

1 Comments:

At Mittwoch, Januar 04, 2006, Anonymous Anonym said...

Hi Burkhard !!!! Gesundes Neues Jahr wünsch ich Dir mein Lieber.... ich hoffe Dir geht es gut ! Komm gesund wieder ...
LG Christian Wenzel

 

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