29 Dezember 2005

Der Wolkenpass

Regenzeit in Hue! Fahrrad- und Motorradfahrer verstecken sich unter feuchtglaenzenden Regencapes. Die Tropfen machen "Klack!" auf Wellblech und Autos, "Platsch!" in Pfuetzen und Rinnsalen, "Klock!" auf der Kaputze meiner Regenjacke. Das Geraeusch des Regens mischt sich mit dem Knattern des Verkehrs. Regenzeitmusik in moll. Der graue Himmel spiegelt sich in den grauen Fluten des Parfuem-Flusses. Es ist an der Zeit, Hue zu verlassen.
Eine Armada von Bussen faehrt Richtung Sueden. Der Wolkenpass, kurz vor Da Nang, ist die Klimagrenze, die Nord- und Suedvietnam voneinander trennt.
Der Wolkenpass!
Die Armada schraubt sich nach oben. Der Himmel haengt in den Bergen. Der Bus durchdringt eine Nebelwand. Waschkueche, dann ploetzlich - strahlende Sonne. Lachende Kinder mit wehenden roten Pionierhalztuechern stehen an der Strasse, lachen und winken. Weisse Friedenstauben flattern in den azurblauen Himmel ... so zumindest habe ich es mir vorgestellt, aber der Himmel scheint eher dunkler geworden zu sein. Und das kann nur eins bedeuten: der Wolkenpass liegt noch vor uns. Ich habe recht.
Das Meer zur Rechten, neue Berge voraus. Wieder nach oben, wieder durch Wolken. Eine Passstrasse. Kann das sein? Ist der Himmel wirklich heller geworden? Die Frage muss nach Hinten gestell werden, denn es geht durch einen Tunnel, einen ganz besonders langen Tunnel und mehr als das Klima beschaeftigt mich ploetzlich die Frage: Was passiert, wenn mitten im Tunnel ein Oeltransporter mit einem Castorbehaelter zusammenstoesst? Werde ich rechtzeitig den Notausgang erreichen? Wird die Sicherheitstuer schlell genug offen sein? Werde ich unverletzt durch den Nottunnel nach draussen klettern koennen? Und wie wird das Wetter draussen sein?
Die letzte Frage wird dann endlich beantwortet, als wir den Tunnel nach etwa 20 Minuten verlassen. Ein grandioser Anblick! Ueber dem Wolkenpass stossen die Regenwolken aus dem Norden mit den Regenwolken aus dem Sueden zusammen und geben direkt an der Beruehrungslinie die Sicht auf ein paar wenige Stuecken blauen Himmel frei ... aber Da Nang und das Meer sind grau.
Regenzeit in Hoi An.
----------

Informationen
Vor etwa einer Stunde bin ich in Hoi An angekommen. Es regnet nicht, aber der Himmel ist grau - und ganz ehrlich: das Wetter ist mir relativ egal. Ich habe trotzdem jede Menge Spass und sehe mir viele interessante Sachen an.
Uebrigends: gestern abend habe ich mit Norex aus Leipzig in Hue ein Bierchen getrunken. Die Welt ist klein.
Noch was: Offenbar ist es nicht moeglich, meinen Blog in Vietnam aufzurufen. Ich kann zwar Texte schreiben, mir die fertige Seite aber nicht ansehen. Moeglicherweise werden Blogseiten von der Regierung gesperrt, das sich hierueber eine Opposition organisieren koennte. Fuer mich bedeutet das konkret, dass ich mir Eure Kommentare nicht ansehen kann. Wenn Ihr mir etwas mitteilen wollt, dann nutzt bitte meine yahoo-email-Adresse.

27 Dezember 2005

Charlys Spiel

Ich uebertrat die Grenze nach Vietnam gestern morgen gegen 0 800. Charly machte Probleme. Psychologische Kriegfuehrung. Beinharte Typen in Uniform. Schmuckloses Gebaeude. Zollkontrolle. Passkontrolle. Das ganze Programm! Doch die hatten nicht mit mir gerechnet. Das Gesicht zum steinharten Pokerface gefrohren reichte ich dem Uniformierten meinen Reisepass. Blaettern. Verzweifeltes Suchen auf einem Computerbildschirm. Nichts! Bei mir wird Charly nie etwas finden! Ich beherrsche das Spiel! Resigniertes Stempeln. Dann war ich drin - in Vietnam.
Ein Gebirgspass bei Duc Tho. Nebel. Nieselregen. Kaelte. Neben mir steht Yoshi aus Okinawa. Er laechelt. Er war schon mal in Dresden. Guter Mann! Dann komm der Bus. Der Bus nach Da Nang. Die erste Bewaehrungsprobe fuer meine Tarnung. Ich bin als 1,92 m grosser, baertiger, brilletragender Vietnamese verkleidet, der eine Trainingsjacke traegt und die Landessprache nicht spricht. Ich frage den Busfahrer in gebrochenem Englisch, ob er nach Hue faehrt. Er laechelt. Das undurchdringliche Laecheln des VietCong. So nah war ich ihm noch nie. Aber ich spiele das Spiel. Es war ein Spaziergang: rein in den Bus, hinsetzen, mit gespieltem Interesse aus dem Fenster sehen und alle Fragen mit Nicken beantworten.
Die Fahrt dauert 12 Stunden - durch eine Hoelle von Nebel und Nieselregen. Es wird Nacht. Noch 20 km bis Hue. Der Fahrer haelt. An einem Rastplatz. Irgendwo im Nichts. Yoshi und ich steigen aus. Das ist Charlys Land. Hier gelten seine Regeln. Der Bus faehrt ab.
Wir sind allein. Maenner kommen. Doch ich spiele das Spiel. Ich feilsche um den Preis. 4 US Dollar pro Person. Das ist Charlys Preis fuer eine Fahrt nach Hue. Auf einem Moped. Das Geschaeft ist perfekt. Der Fahrer klemmt mein Marschgepaeck zwischen Knie und Lenker. Ich sitze hinter ihm. Knatternd fahren wir durch die Dunkelheit. Yoshi auf Moped 2 hinter mir. Immer nah dran. Rueckendeckung.
Fuenfzehn Minuten spaeter. Hue. Vor einem Hotel, das Charly ausgesucht hat. Es ist zu teuer. Doch ich checke ein. Denn eins ist mir klar: Ich spiele das Spiel - Charlys Spiel.

25 Dezember 2005

Schoene Bescherung!

Es begab sich aber zu der Zeit, dass die Sonne unterging im Lande der Lao und dass die Daemmerung kroch durch die schmutzigen Strassen der Hauptstadt. Da sass ein grosser Mann auf einem Stuhl vor einem Haus, vor sich einen Rucksack mit all seiner Habe, und wartete. Und auf die Daemmerung folgte die Dunkelheit, matt erhellt durch elektrisches Licht. Der Mann, der da wartete, wurde langsam ungeduldig. Er wollte fort aus dem Lande der Lao, dorthin, wo Charly im Dschungel wohnt. Und er wartete auf einen kleinen Bus, der ihn zu einem grossen Bus bringen sollte. Und er wartete und wartete.
Nicht weit von ihm sass eine Gruppe kleiner brauner mandelaeugiger Maenner und Frauen vom Volke der Lao, die da redeten miteinander in der Dunkelheit. Und von Zeit zu Zeit sah der Mann Augen und Zaehne aufblitzen und Finger in seiner Richtung zeigen. Doch die Zeit verging und nichts weiter geschah. Und statt des Knatterns eines Motors hoerte er das Lachen der kleinen braunen Maenner und Frauen.
Da wandte er sein Gesicht gen Himmle und sprach leise, wie zu sich selbst: "HErr, schenke mir Geduld, denn ich weiss, dass die Zeit im Lande der Lao anders vergeht als in meiner kalten Heimat fern im Norden." Doch der HErr antwortete nicht, denn sein Sohn hatte ihn zu seiner Geburtstagsparty eingeladen.
Da ward es dem Manne zuviel. Er schulterte den Rucksack mit all seiner Habe und ging schnellen Schrittes, Zornesroete im Gesicht, zum Buero des Mannes, der ihm die Fahrkarte verkauft hatte. Der kleine, braune Tourismus-Manager sah ihn erschrocken an, denn er erinnerte sich an den grossen Mann aus dem Lande fern im Norden und waehnte ihn in einem grossen Bus. Wie gross war das seine Verblueffung, ihn hier vor sich zu sehen.
Er nutzte nun intensiv den Telefonapparat, und mit jedem Anruf wurde seine Miene duesterer. Es gab keinen Bus mehr ins Land Viet und der grosse Mann hatte kein Dach ueber dem Kopf zur Nacht, aber eine grosse Wut im Bauch. Da versprach der Tourismus-Manager in seiner Angst, ein Hotel fuer ihn zu suchen, auf dass er eine Bleibe habe, einen Platz, wo er sein muedes Haupt zur Ruhe legen koenne. Und so zogen der kleine braune und der grosse Mann mit dem Rucksack durch die Stadt - doch siehe, es war kein Platz in den Herbergen des Niedrigpreissektors.
Da entschloss sich der kleine Mann in seiner Guete, mehr Geld auszugeben und in kuerzester Zeit war eine Bleibe gefunden, aus der sogar das Wasser auf Wunsch warm aus einem Rohr in der Wand sprudelte. Der kleine und der grosse Mann aber verabschiedeten sich voneinander mit der Absicht, sich am naechsten Tage wiederzusehen, auf dass der grosse Mann endlich seine weite Reise antreten koenne - nun wissend, dass die Zeit im Lande der Lao meist doch nicht viel anders geht, als im Lande der Puenktlichen im hohen Norden.
Der grosse Mann jedoch betrat schliesslich ein Lokal, liess sich von der Kellnerin den landestypischen Gerstensaft bringen, erhob sein Glas - und sah, dass es gut war.

24 Dezember 2005

Willkommen in Vientiane ...

... der wahrsheinlich langweiligsten Hauptstadt der Welt, der Stadt die wirkt, als kaeme die eigentliche Hauptstadt erst dahinter - aber da sind nur Reisfelder.

Willkommen in Vientiane!
Hier sind Teile der Fusswege auch tagsueber hochgeklappt - und bringen das modrig stinkende Wasser der Kanalisation ans Licht.
Hier kann man gemaechlich ueber die Strasse gehen - denn auch der Strassenverkehr ist mehr als gemaechlich.
Hier fuehlt man sich wie in der zerkratzten Kopie eines 50er-Jahre-Films.

Besuchen Sie unser Nationalmuseum!
Hier erfahren Sie, wie unmassgeblich eine zweitausendjaehrige Kultur im Vergleich zum heldenhaften Kampf der Kommunistischen Partei Laos (Pathet Lao) ist. Besichtigen Sie die Pistole, mit der Genosse Kaysone Phomvihane gegen den Imperialismus kaempfte, den Reiskorb, aus dem Genosse Kaysone Phomvihane waehrend seines Kampfes gegen den Imperialismus ass, den Hut, den er trug und die Jacke und die Hose des Genossen Kaysone Phomvihane. Nur seine Unterwaesche aus der Zeit des Kampfes gegen den Imperialismus zeigen wir nicht, denn die traegt Genosse Kaysone Phomvihane vermutlich immer noch.
Unser Nationalmuseum wurde in den 70er Jahren gestaltet und seit dem kommt zweimal die Woche die Putzfrau vorbei - genau wie unsere Stadt, nur dass hier die Putzfrau seltener kommt.

Besuchen Sie den That Luang!
Die goldene Stupa ist unser Nationalheiligtum, traumhaft schoen - und trotz 30 Jahren Sozialismus immer noch golden.

Betrachten Sie staunend das Siegestor!
Und sehen Sie was mit tausenden Tonnen Beton passieren kann, die eigentlich zum Ausbau des Flughafens gedacht waren, von der koeniglichen Regierung der 60er Jahre aber zum eigenen Ruhme zweckentfremdet wurden. Die Aussicht vom Tor auf die Stadt ist beeindruckend, aber so geheim, dass man sie nicht fotografieren darf.

Schlendern Sie am Mekong entlang!
Besuchen Sie eines der Restaurants am Mekongufer und geniessen Sie unsere Nationalgerichte. Vergessen Sie dabei aber nicht dem Kellner zu sagen: "Not to hot!" sonst koennen Sie nach den vielen Beerlao, die Sie trinken muessen, den wunderschoenen Sonnenuntergang im Dunst ueber dem Fluss nicht mehr geniessen.

Besuchen Sie Vientiane, die wahrscheinlich seltsamste Hauptstadt der Welt!

----------
Informationen
1,5 Tage in der Hauptstadt von Laos reichen voellig aus, um alle Sehenswuerdigkeiten zu bewundern. Im obigen Text war ich wahrscheinlich ein bisschen unfair - Vientiane hat durchaus seine schoenen Ecken.
Heute abend fahre ich mit dem Bus nach Vietnam und bin morgen abend in Hue. Diese Stadt soll entschieden mehr zu bieten haben. Alles in allem freue ich mich schon auf Vietnam.

EIN FROHES UND GESUNDES WEIHNACHTSFEST
WUENSCHT EUCH ALLEN
BURKHARD

22 Dezember 2005

Number one - BeerLao

Vang Vieng ist beruehmt in der Travellerszene - nicht fuer "friends" sondern fuer die Berge rings um den Ort; Berge die aussehen wie auf einer chinesischen Tuschezeichnung. Ein grandioser Anblick! Schroffer Kalk, gruen bewachsen, ringsum der Dschungel, darueber der Himmel: Hier muessen Drachen wohnen! Vor allem in den Hoehlen, die es in fast jedem Berg gibt. Es gibt dutzende Hoehlen und die Reiseagenturen vor Ort bieten spezielle Hoehlentouren an.
"Touristenmist!" dachte ich mir und machte mich auf eigene Faust auf den Weg zur Lusi-Hoehle, die liegt dem Ort naemlich am naechsten. Ein schmaler Pfad durch den Dschungel. Ich fange an zu schwitzen. Schwitzt man in einem deutschen Wald, umschwirren einen die Fliegen - im laotischen Dschungel umschwirrten mich: Schmetterlinge! Huebscher Anblick. Die werden ziemlich gross und sind schoen bunt. Trotz aller Buntheit waren sie allerdings recht schuechtern und verweigerten sich meinen Fotoversuchen.
Die Hoehle ist ein Spalt im Fels, etwa 5 Meter ueber dem Boden. Kein Problem, denn am Boden warten bereits ein paar Laoten, die eine Fuehrung anbieten. Kostet 5000 Kip (ca. 0,42 Euro). Na gut, dann eben mit Fuehrer. Ein breit grinsender kleiner brauner Mann mit Schlitz- sorry Mandelaugen klettert eine schmale Bambusleiter hinauf. Ich hintendrein. Er spricht eine Art Telegramm-Englisch, das jeweils nur aus einem oder aus sehr wenigen Worten besteht, die mit Gesten untermalt sind. "Head!", sagt er und zeigt auf einen Felsen, gegen den ich fast volle Kanne geknallt waere. Danke, kleiner brauner Mann!
Ich frage ihn nach seinem Namen. Er sagt so etwas wie: "Come on." Ich frage noch mal. Wieder: "Come on." Ich beschliesse, ihn nicht mit Namen anzureden.
Wir klettern in die Hoehle. Dort ist es stockdunkel. Come-on hat ein paar Helmlampen in einem Beutel, die jeweils von einer Moped-Batterie gespeist werden und zum groesten Teil kaputt sind. Er findet zwei funktonierende, gibt mir eine, ich stecke die Batterie in meine Tasche, setze die Lampe auf meinen Kopf, das Gummiband reist - ich behalte sie in der Hand. Die Exkursion beginnt. Gelbschimmernde Lichtkegel in der Dunkelheit. Von Come-on kommen solche aufmunternde Worte wie "Head!", "Slippery!" und "Slowly Walking!"
Die erste Sehenswuerdigkeit: eine Schlangenstruktur auf dem Boden. "Snake!" sagt Come-on, grinst breit, faehrt die Struktur auf dem Boden mit dem Strahl seiner Lampe ab, reisst die Hand nach oben und sagt ploetzlich voellig ueberraschend: "Number one - BeerLao!" Wir klatschen unsere Haende zusammen ("Gimme five!"). Zum Glueck kann er auf Grund der schlechten Sichtverhaeltnisse meinen dummen Gesichtsausdruck nicht sehen. "Number one - BeerLao?" Was zur Hoelle...?
Weitere putzige Strukturen: Ohren, Blumen ("Flowers - niiiiiiice! Number one - BeerLao!" Haende zusammenklatschen), ein Frosch, ein Berg (ein Berg? Wie originell! Number one - BeerLao!), ein Buddha (beim Boven) ... und dann kommen die delikaten Sachen.
"See! Penis! Biiiig!!!" Okay, eine Aehnlichkeit ist nicht abzustreiten. "Number one - BeerLao!" Come-ons Augen blitzen mich an, waerend er zur naechsten Struktur kommt, die von der Hoehlendecke haengt. "See! Pussy! Aah, Madame!", spricht es stoehnend und steckt seine gesamte Faust in eine Kalkstruktur, die aussieht wie das Fortpflanzungsorgan der Alien-Queen. Er zieht die Faust wieder heraus. "Number one - BeerLao!" Ich verzichte auf das Zusammenklatschen der Haende.
Nach einer guten halben Stunde krabbeln wir wieder aus der Hoehle heraus. Ich trotte zurueck nach Vang Vieng, suche die naechste Bar auf und bestelle: "Number one - BeerLao!"

------
Informationen
Nur kurz zur Information: BeerLao ist das beste in Laos gebraute Bier. Es ist auch das Einzige. Trotzden muss ich sagen: das Zeug ist okay. Kommt man gut ueber den Abend mit. Eignet sich fantastisch zum friends-gucken.
"Friends" geht mir uebrigends mittlerweile so auf die Nerven, dass ich Vang Vieng morgen verlasse und Heiligabend in der laotischen Hauptstadt Vientiane verbringen werde. Von dort aus fahre ich wahrscheinlich am Sonntag oder Montag nach Hue in Vietnam.

19 Dezember 2005

Friends in Vang Vieng

Diesmal komme ich gleich zum Punkt, also zur wichtigsten Aussage meines Artikels. Warum soll ich Euch auch lange auf die Folter spannen. Ich glaube, es ist eine dumme Angewohnheit von Schreibern, das Wesentliche hinauszuzoegern, um die Sache "spannend" zu machen. Es ist viel sinnvoller, gleich zum Eigentlichen zu kommen. Jeder weiss dann, woran er ist. Deshalb folgende Aussage: Vang Vieng ist einer der merkwuerdigsten Orte an denen ich je war!
Vielleicht war ich noch nicht an vielen Orten, vielleicht sollte ich mehr reisen, um auf das vorbereitet zu sein, was ich hier vorfand. Vielleicht uebertreibe ich auch, und alles hier ist absolut normal und ich habe nur irgenwas gegessen, was sich so auswirkt, dass es mir merkwuerdig vorkommt. Wie auch immer.
Das erste, was ich gestern, nach 6 stunden Fahrt in einem Minibus, von Vang Vieng sah, war wenig vielversprechend: eine Art wellblechgedeckte Goldgraeberstadt, eine breite, staubige, ungeteerte Hauptstrasse; rechts und links davon Gaestehaeuser, Bars und Restaurants. Ich checkte im ersten besten Guesthouse ein.
Die erste Ueberraschung: Fuer sagenhafte 3 US-Dollar bekam ich ein Doppelzimmer mit Bad und mit einem funktionierenden (!) WC. Es gab sogar Handtuch, Seife und Toilettenpapier. Whow!!!
Unten gibt es ein Restaurant. Man liegt dort an den Tischen. Auf zwei Fernsehern kann man sich alle Folgen der amerikanischen Fernsehserie "Friends" ansehen - 16 Stunden am Tag! Es gibt hier noch mindestens 5 solche Restaurants - und alle zeigen "Friends" in englischer Sprache mit englischen Untertiteln! That's amazing!
Ich ging hinunter zum Fluss und sah das:


Ich war vollkommen verzaubert. Auf beiden Seiten des Flusses gibt es kleine Bars und Bambusgestelle auf dem Fluss, in denen man seine Getraenke zu sich nehmen kann. Goa-Mucke in der Luft, ein BeerLao in der Hand, die fantastische Landschaft - ich glaube ich bleib hier ein paar Tage.

P.S.: Mein heutiger Tag bestand in der Hauptsache in Lesen und mindestens 8 Folgen "Friends" gucken. das Paradies - echt!

17 Dezember 2005

Das Grab von Henri Mouhot

Als der franzoesische Forscher Henri Mouhot im Jahre 1861 nach Luang Prabang kam, ritt er auf einem Elefanten. Als ich knapp 150 Jahre spaeter sein Grab besuchte, benutzte ich ein Fahrrad. Ein Elefant waere besser gewesen. Dummerweise sind die Laoten entschieden kleiner als wir Europaeer und so war das Fahrrad, das ich mir heute morgen auslieh, in meinen Augen nicht mehr als ein Kinderfahrrad. Das muss ein wirklich komisches Bild abgegeben haben - ich auf diesem Rad durch Luang Prabang.
Das Grab liegt etwas ausserhalb - ca. 8 km. Es waren acht Kilometer des Schreckens und der Pein. Denn das Rad war nicht nur 2 Nummern zu klein, waehrend des Fahrens loeste sich auch immer mehr der Lenker. Bei jedem Schlagloch, Huckel oder jeder Bodenwelle klappte er entweder nach vorn oder nach hinten. Das war nervig beim Geradeausfahren, unangenehm beim Bergauffahren und absolut gefaehrlich bei einer Schussfahrt nach unten, vor allem wenn einem ein wildgewordener Tuk-Tuk-Fahrer entgegen kam. Schliesslich erreichten wir (mein finnischer Kumpel Petri und ich) mit Mueh und Not das letzte Schild, das den Weg zum Grab des franzoesischen Forschers zeigte - und zwar schraeg nach unten. Wir liessen die Fahrraeder lieber stehen und gingen zu Fuss weiter. Eine weise Entscheidung.
Der Weg fuehrte auf sehr morschen Staemmen ueber einen tiefen Graben. Ich hasse so was! Dann noch 200 m durch den Dschungel und da ist es, das Grab des Forschers, der Angkor Vat entdeckt hat. Er starb in Luang Prabang an der Malaria, was mich daran erinnert, dass ich meine Malaria-Tablette heute noch nehmen muss.
Mit einem Foto erweise ich ihm meine Referenz.


------

Informationen

Morgen verlasse ich das schoene Luang Prabang und fahre nach Vang Vieng. Dort soll es auch sehr schoen sein - und vor allem noch ruhiger. Wiedereinmal weiss ich nicht, ob ich dort eine Internetverbindung haben werde. Aber ich bin zuversichtlich. Moeglicherweise gibt es aber die naechsten paar Tage keinen Artikel von mir. Dafuer gab es heute ja zwei ...

Monksgiving

Es ist kurz nach sechs Uhr morgens. Es ist kalt. Langsam wird es hell. Im Morgendunst bauen die ersten Verkaeufer ihre Staende am Rande der Strasse auf. Es riecht nach Qualm. Dunst versetzt die Szenerie in ein tristes Grau. Ich stehe an einer Kreuzung im Zentrum von Luang Prabang und warte und friere. Touristen tauchen auf, hungrige Bildungsbuerger, die Megapixelkamera vor dem Bauch, wartend und frierend. Ein paar baertige Traveller gesellen sich zu mir. Auch sie warten und frieren.
Dann kommt Farbe in das Grau - die Farbe Orange. Im Gaensemarsch geht eine Gruppe buddhistischer Moenche die Strasse entlang, in orange Gewaender gehuellt, an einem Band um den Hals ein grosses Gefaess. Bald kommen von allen Richtungen kleinere oder groessere Gruppen von Moenchen. Es ist die morgendliche Bettelrunde. Menschen knieen am Rande der Strasse, fuellen nach und nach die Gefaesse mit Essen. Schlangestehen zum Essenfassen. Touristen und Traveller fotografieren. Manche aufdringlich mit Blitz, andere halten sich zurueck.
Gerade denke ich mir, dass ich den Moenchen eigentlich auch etwas Gutes tuen muesste, quasi als Wiedergutmachnung fuer das Blitzen, da kommen zwei Laofrauen auf mich zugestuermt. "The Monks!" sagen sie und zeigen auf die naechste Gruppe, die sich mir flotten Schrittes naehert. "The Monks!" dann zeigen sie auf zwei Behaeltnisse, eines mit Reis und das andere mit Irgendwas-in-gruene-Blaetter-gewickelt gefuellt. The Monks! Ich verstehe, nicke, bin ploetzlich 20000 Kip (1,70 Eur) los, habe eine Blechschale mit Reis und Irgendwas-in-gruene-Blaetter-gewickelt vor mir, hocke am Strassenrand. "The Monks!" sagt die eine Frau - und da sind sie auch schon ran. Der erste bleibt vor mir stehen, oeffnet das Gefaess. Ich tue Reis und Irgendwas hinein. Der naechste - ebenso. Und so fort. Nicht lange, und meine Blechschale ist leer. Die letzten fuenf Moenche gehen leer aus. "The Monks!" sagt die Frau, macht mir ein neues Angebot fuer 20000 Kip. Ich lehne ab. Die Frauen lachen, stehen auf, rennen hinter den naechsten Touristen hinterher. "The Monks!" rufen sie. Die Touristen bleiben stehen und ich gehe fruehstuecken.

Moenche am Morgen ...

15 Dezember 2005

Mekong, Mutter aller Wasser

Es war schon dunkel, als ich den Mekong zum ersten mal sah. Lampen spiegelten sich in ihm, die Lampen von Chiang Khong in Thailand und Ban Huai Xai in Laos - der Mekong, die Mutter aller Wasser.
Am naechsten Morgen, nach Einreise in Laos und Warten in brennender Sonne, wurden auch die letzten Touristen noch auf das Slowboat nach Luan Prabang gepresst. Es war ziemlich eng. Man fand sich damit ab. Die Fahrt dauerte 2 Tage, entlang am Urwald, gelegentlich haltend an einsamen Doerfern ( Bambus und Stroh statt Wellblech), Berge, Sonne, Himmel und unter uns der Mekong, dessen Rauschen im lauten Knattern des Bootsmotors unter ging. Lauter als unser Bootsmotor waren nur noch die Motoren der Speedboats, die uns gelegentlich extrem laut knatternd entgegen kamen. Mit Lesen, Erzaehlen, Schauen verging die Zeit. Zwischenstopp in Pakbeng. Nachts ist das Fahren auf dem Mekong zu gefaehrlich - viel zu viele Klippen mitten im Wasser. Pakbeng ist wie eine Goldgraeberdorf. Nur gegraben wird nach dem Gold nicht - das tragen die Touristen in ihren Taschen.
Der zweite Tag war grau und kalt. Viel grauer und kaelter, als ich das vermutet hatte. Ich frohr und hatte keine Jacke dabei. Die lag wohlverstaut in meinem Rucksack, der ganz unten unter einem Haufen anderen Rucksaecke lag.
Kurz vor Luan Prabang riss der Himmel auf und wir erreichten die Stadt im roetlich-goldenen Licht der untergehenden Sonne.

------

Kurze Bemerkung zum Thema "Wie klein ist doch die Welt"

Ich stand an der Passkontrolle der Volksdemokratischen Republik Laos an, um mir meinen Einreisestempel zu holen. Gelangweilt schaute ich mich um. Ein Typ grinste mich an. Irgendwo habe ich den schon mal gesehen. Aber das konnte nun wirklich nicht sein. Ich drehte mich noch mal um. Der Typ grinste wieder und nickte mir zu. Nachdem ich meinen Stempel hatte, ging ich zu ihm hin - und wirklich, es war Petr auch Budapest, mit dem ich vor knapp 2 Jahren in einem Boot auf dem Nil gesessen habe und der das Portait von mir fotografiert hat, das den rechten Frame dieser Seite ziert. Nun fuhren wir gemeinsam auf einem Boot auf dem Mekong. Die Welt ist wirklich klein.

12 Dezember 2005

Niemals an einem Sonntag!

Es ist Sonntag, mein letzter Tag in Chiang Mai. Und es gibt noch eine Sache hier, die ich unbedingt sehen will: Wat Doi Suthep - den Tempel auf dem Berg. Fuer Chiang-Mai-Besucher ist das das absolute MUSS - das sagen alle. Weil Sonntag ist, will ich mir ein bisschen Luxus goennen und buche den Trip vom Hotel aus. Das ist schon der zweite Fehler an diesem Sonntag - und ich weiss es noch nicht einmal.
Ein Taxi holt mich ab, bringt mich zu einem Minibus mit einer Tourigruppe. Draussen ist es heiss, der erste Tag mit blauem Himmel ueber Chiang Mai. Im Bus ist die Klimaanlage voll aufgedreht. Die Strasse windet sich den Berg hinauf. Knapp 14 km sind es bis zum Wat. Noch 10, noch 5 und dann sind wir da. Ich kann zwischen unzaehligen Reisebussen, Taxis, Pickups und Unmassen von Menschen die beruehmte Treppe nach oben sehen. Cool - und wir fahren vorbei. Was ist jetzt schon wieder los. Wir fahren noch mindestens 10 km weiter. "Hmong-Village 4 km" steht dann auf einem Schild am Wegesrand. Nicht das schon wieder: ein Hilltribe-Dorf. Nein, eigentlich kein Dorf, es ist der Touristennepp persoenlich, der uns wellblechueberdacht erwartet. Das Dorf Doi Phui ist verrufen und in meinem Reisefuehrer mit dem Adjektiv "abstossend" bedacht. Hinzu kommt: es ist Sonntag und auch die Thai kennen den schoenen Brauch des Sonntagsausfluges. Man kann vor lauter Menschen kaum das Wellblech sehen. Eine Wolke zieht heran und huellt das Dorf gnaedig in Nebel.
Nach einer halben Stunde Besichtigung geht es dann wirklich zum Tempel. Das Menschenchaos vor der Treppe hat beaengstigende Ausmasse angenommen. Die Strasse und anliegende Plaetze scheinen nur noch aus Autodaechern zu bestehen. Es gibt zwar einen Aufzug, aber ich bestehe darauf, die 290 Stufen nach oben zu Fuss zu erklimmen - wenigstens das. Begleitet werde ich von einem 70jaehrigen deutschen Sex-Touristen, der mir von seinen Schwierigkeiten erzaehlt, in Thailand eine junge Frau zu kaufen. Das wollte ich wirklich nicht wissen. Langsam bin ich ein bisschen genervt.
Im Tempel ist der Himmel los. Gleich am Eingang zimbelt eine Kapelle alte Weisen. Ich ziehe die Schuhe aus und trete ein. Der Tempel ist wunderschoen!!! Gold glitzert. Weihrauch wabert. Buddhisten umwandern den Chedi im Zentrum des Gelaendes. Versunken, eine Blume vor das Gesicht haltend, lassen sie den Trubel um sich herum nicht an sich heran kommen. Von einer Mauer aus hat man einen traumhaft schoenen Blick ins Tal.
Der Wat Doi Suthep ist ein absolutes Muss fuer jeden Chiang-Mai-Besucher!!! Nur bitte bitte nicht an einem Sonntag.
Leicht verstoert verbringe ich einen Grossteil des Nachmittags im Restaurant "Little Tibet" mit dem Versuch, einer jungen Deutschen den Jet Lag vegzuquatschen. Und am Abend sitze ich bei einem Bier auf einem Dach in der RoofTopBar - ueber mir die Sterne, unter mir die Lichter des Sonntagsmarktes am Tapae-Tor - und beobachte eine Fledermaus die eine Strassenlaterne umfliegt und Insekten jagt.

-------

Infos
Heute Mittag verlasse ich Chiang Mai und fahre nach Chiang Khong. Morgen ueberquere ich den Mekong und mit ihm die Grenze nach Laos. Uebermorgen besteige ich ein Boot, das mich in zwei Tagen nach Luan Prabang bringt. Bis dahin wird es nicht moeglich sein, ins Internet zu kommen. In Luang Prabang soll es einige Internet-Cafes geben. Von dort melde ich mich wieder.

10 Dezember 2005

Tribal Trekking Vol. 2

Worin ich darauf verzichte, die Orchideen-Farm und die Papier-Manufaktur zu beschreiben (in der man uebrigends aus Elefantenscheisse Papier machte). Auch auf die Beschreibung der Hoehle von Chiang Dao verzichte ich, obwohl diese wirklich sehr schoen war. Ich beschraenke mich lieber auf die Hautattraktion des gestrigen Tages.

Das Hilltribe-Dorf oder Im Menschen-Zoo

Wir brauchten ueber 4 Stunden von Chiang Mai aus, um anzukommen. Der Weg fuehrte durch die Berge, ganz nah an die Grenze von Burma heran. Die Attraktion der nordthailaendischen Trekking- und Tourismusbranche wartete auf uns - ein Dorf der Longneck-(Langhals-)Karen. Ein Abzweig von der Strasse, eine kurze holprige Piste, anhalten, aussteigen - das Hilltribe-(Bergvolk-) Dorf empfing uns. Ein staubiger Platz, dahinter Verkaufstaende. Buntgekleidete Frauen mit schwarzen Zaehnen winken uns heran. Wir sollen kaufen.
"Das sind nur Akha," sagt Lee, unser Reisefuehrer, mit abwertender Geste. "Die finden Sie hier ueberall. Die wollen nur verkaufen und gehen den Touristen auf die Nerven. Ignorieren Sie die einfach." Lee sprach, als wuerde er von Menschen minderer Guete sprechen.
Die Longneck-Karen sind der Grund, warum wir hier sind. Ein paar Meter hinter dem Akha-Dorf ist das Dorf der Karen. Vorher muessen wir an einem Posten vorbei, der von Lee eine Liste mit unseren Namen entgegennimmt. Hier kommt nicht jeder rein - und raus. Das Dorf das wir dann zu sehen bekommen besteht hauptsaechlich aus einem Platz, der von Verkaufsstaenden umzingelt ist. Gleich im ersten Stand sitzt eine Longneck-Frau, kichert als sie uns sieht, setzt dann aber ziemlich unbeeindruckt ihre Arbeit an einem Webstuhl fort. Der Name "Longneck" erklaert sich auf den ersten Blick: Die Frau traegt viele Ringe um den Hals, die ihn unnatuerlich in die Laenge ziehen. Ein merkwuerdiger Anblick, dabei sieht die Frau gar nicht haesslich aus. Der lange Hals aber macht sie irgenwie ... ja ... ausserirdisch.
Lee beginnt mit seiner Einfuehrungserklaerung. Die Longneck kommen aus Burma und sind erst seit ein paar Jahren in Thailand. Wegen des Buergerkrieges dort kamen sie ueber die Grenze und leben hier bis der Krieg irgendwann zu Ende ist. Dann koennen sie natuerlich jederzeit wieder zurueck. Die Tourismusbranche hilft ihnen mit Geld. Ein Teil der Einnahmen bekommen sie als Unterstuetzung. Alles was die NGO's (Nicht-Regierungs-Organisationen) sagen, dass die Karen als Touristenattraktion eingesperrt werden stimmt auf keinen Fall. Wir sollen das auf keinen Fall glauben. Alle wollen nur das Beste fuer die Hilltribes. Wirklich! Echt! Kannste glauben ...!

Die Wahrheit ist: Die Touristenorganisationen verdienen mit den Hilltribes, inbesondere mit den Longneck-Karen, ein Heidengeld. Taeglich werden hunderte von Touristen herangekarrt, die die Karen als Attraktion bestaunen. Laut meinem Reisefuehrer und laut Aussage eines tibetischen Menschenrechtsaktivisten, mit dem ich mich gestern abend noch unterhielt, duerfen die Karen das Dorf nicht verlassen. Sie sind gezwungen, mit den Touristnorganisationen zusammenzuarbeiten. Das Geld bekommen die Reisebueros, die Besitzer des Bodens, auf dem die Doerfer stehen und ein Teil geht an eine Rebellenarmee in Burma. Das Geld, was die Karen direkt durch den Verkauf von Souveniers verdienen, wird ihnen bei regelmaessigen Razzien der thailaendischen Polizei wieder abgenommen. Gleiches findet bei den meisten (bzw. allen) Bergstaemmen im Norden Thailands statt. Alle diese Informationen erhielt ich erst gestern abend von dem Tibeter, der mir auch einiges Informationsmaterial zu lesen gab. Als ich die Besuche buchte, wusste ich nichts davon - und die Reisebueros leugnen natuerlich alles.

Die Karen-Frauen selbst strahlen eine freundliche, stoische Ruhe aus. Sie laecheln, lassen sich fotografieren - was bleibt ihnen uebrig.
Mir blieb das schale Gefuehl, einen Menschenzoo besucht zu haben.


08 Dezember 2005

Tribal Trekking Vol. 1

Worin beschrieben wird, wie ich in den Bergen Thailands fremde Voelker besuchte, auf einem Elefanten ritt und am Ende mit nassem Arsch im Minibus sass.

Der Elefantenritt
Grauer Himmel, graue Elefanten - mitten im gruenen Wald. Touristenscharen werden herangekarrt, steigen aus Minibussen - erwartungsfroh. Kleine Thai-Maenner mit schmutzigen Klamotten zeigen auf Bambusgestelle vor denen Elefanten stehen - raufklettern. Aber vorher vergammelte Bananen kaufen - als Futter fuer Dickhaeuter. Ich sitze auf Metallgestell auf Elefant, neben mir Mann aus Suedkorea - Hyundai-Manager. Los gehts - wackelnd durch lichten Wald. Ploetzlich krabbelt mich was am Knie - Ruessel von Baby-Elefant. Niedlich! Grosser Elefant ist sehr stoerrisch - will lieber fressen als laufen. Bananen bald alle - keine Lust, neue zu kaufen. Elefant bleibt staendig stehen, um Blaetter von Baeumen zu reissen - Bananenersatz. Babyelefant trottet gtelangweilt nebenher - hat vermutlich auch besseres zu tun. Stunde rum, absteigen - schoener Elefantenritt.

Das Dorf der Karen
Es gibt fuenf oder sechs verschiedene Bergstaemme in Nord-Thailand. Die Karen sind am haeufigsten. Das Dorf befand sich an einem Berghang. Es wuerde sehr staubig wirken, wenn die Karen-Frauen keine bunten Tuecher ueber die Balken gehaengt haetten. Die Karen sind bekannt fuer ihre Webkunst und die Tuecher sehen sehr huebsch aus. Eine Frau war gerade beim Weben und kaute dabei eine Betelnuss, die ihren Zaehnen eine frische braune Farbe verschafften. Viel laecheln. Die Karen sind sehr freundlich. Ich durfte sogar in eine Wohnung und dort fotografieren. Die Haeuser stehen auf Stelzen. Die Wohnungen sind sehr spaerlich eingerichtet. Eine Feuerstelle ist in der Ecke. Unten, unterm Haus, leben Schweine und Huehner, Hunde und Katzen freundschaftlich beieinander. (Es ist uebrigends unmoeglich, sich in Thailand von Huehnern fern zu halten ...) Besichtigen, fotografieren, kaufen - dann gings weiter zur naechsten Attraktion.

Der Wasserfall
Eine Enttaeuschung! Dann gings weiter zur naechsten Attraktion.

Das Dorf der Hmong
Es ging durch den Dschungel. In anderen Laendern wohnt hier Charly - in Thailand wohnen hier die Geister. Wir liefen am Fluss entlang zum Dorf der Hmong, dem zweithaeufigsten Bergvolk nach den Karen. Waehrend die Karen urspruenglich aus Burma stammen, kommen die Hmong urspruenglich aus China und Tibet. Von dort haben sie auch ihre Geister mitgebracht und die wohnen in kleinen Stelzenhaeuschen vor dem Dorf, wo ihnen regelmaessig Opfer dargebracht werden. Als Opfer nehmen die Hmong lieber Blumen als Menschen - das riecht besser und macht nicht so viel Dreck. Der vordere Teil des Dorfes war fuer Touristen zugaenglich. Die Haeuser der Hmong stehen nicht auf Stelzen sondern zu ebener Erde. Drinnen war es dunkel, ein paar Reissaecke standen rum, in der Ecke brannte ein Feuer. Sehr spannend. Hauptattraktion des Dorfes war ein langer, ueberdachter Holztisch, auf dem Hmong-Frauen Ethnokrempel verkauften. Ich haette ja gerne was gekauft, vor allem von der schoenen jungen Frau mit dem staendig lachenden Baby auf dem Ruecken, aber es gab nur Zeug, das man auf jedem x-beliebigen Markt zwischen Bangkok und Neu-Delhi auch kaufen kann.
Da ess ich doch lieber abgekuehltes Thai-Essen zum Mittag.

Mit dem Floss auf dem Fluss
Wieder war meine Reisegruppe, bestehend aus fuenf Leuten ( 2 Kanadier, 1 Finne, 1 Koreaner und ich), nicht die einzige am Ort der naechsten Attraktion. In Thailand kriegt man was fuer sein Geld - aber nie alleine. Das Highlight hiess: River-Rafting. Normalerweise faehrt man bei Veranstaltungen dieser Art geruestet mit Schwimmweste und Helm auf einem knallroten Gummiboot einen reisssenden Fluss herunter, gesteuert von zwei professionellen Flosslenkern. Nichts davon gab es hier. Es gab einen Fluss, der relativ schmal und leitlich schnell war. Es gab Floesse - klar. Jedes Floss bestand aus 10 etwa 5 m langen und 10 cm dicken Bambusstangen die mit eineigen Querstangen so leidlich verbunden waren. Auf der mittleren Querstange konnten mit Ach und Krach zwei schlanke Leute Platz nehmen. Zu jedem Floss gehoerte ein "Steuermann" mit einer langen Stange, der vorne im Floss stand. Es gab auch eine zweite Stange, um das Boot hinten zu steuern. Die hatte ich in der Hand und versuchte, auf dem hinteren Endes des Flosses stehend, es halbwegs zu lenken. Es gab durchaus ein paar leichte Stromschnellen und bisweilen hingen die Aeste der Baeume beaengstigend tief. Der Steuermann vorn nahm seine Arbeit nicht besonders ernst - und dass es keine Schwimmwesten gab, machte mir manchmal Sorgen. Aber alles in allem: Es war ein riesen Spass!! Eine Stunde ging es den Fluss hinab. Gelegentlich musste ich mich hinsetzen und bekam dabei einen nassen Arsch - den ich auch noch hatte, als wir mit dem Kleinbus zurueck nach Chiang Mai fuhren.

06 Dezember 2005

Der Koenig und ich

Thailand hat einen Koenig. Der traegt den schoenen Namen Bhumipol und man begegnet ihm staendig - vor allem beim Bezahlen, denn sein Antlitz ziert die Scheine der offiziellen Waehrung Baht. Zur Zeit ist die Allgegenwartigkeit des Koenigs noch groesser als sonst. An allen Ecken der Stadt stehen riesige Bilder des Koenigs, goldumrandet, geschmueckt mir Blumen. Das hat seinen Grund: Der Koenig hat Geburtstag. Gestern feierte seine Majestaet Rama IX. Bhumipol seinen 78. Geburtstag. Das Fest dauerte zwei Tage.
Die Thai redeten schon vorher von kaum etwas anderem. Schon an meinem ersten Tag hier erzaehlten mir mindestens drei Thai sehr ausfuehrlich, wie toll doch ihr Koenig ist. Thai sind wahre Quasselstrippen. Kein Gespraech unter 10 Minuten. Das kann nerven.
Am Sonntag fand dann auf dem koeniglichen Feld Sanam Luang (einen Art baumumstandener Aufmarschplatz vor dem Palast) eine grosse Pary statt. Und ich mittendrin. Mindestens drei Buehnen kaempften um Platz 1 bei dem schoenen Spiel "Wer ist bder Lauteste". Die Hauptbuehne ueberragte ein ca. 10 Meter hohes Bild des Koenigs.
Vor der Buehne - ein abgegrenzter Platz mit Stuehlen: der VIP-Bereich. Es gab eine Luecke in der Umzaeunung und Schwupps! war ich drin. Auf der Buehne fand eine Ethno-Show mit schoenen Kostuemen statt. Ich hatte meinen Fotoapparat dabei und schlich geduckt durch die Stuhlreihen nach ganz vorn, um bessere Bilder machen zu koennen. Niemand hielt mich auf. In der ersten Reihe stand ein mit Samt bezogenes Sofa auf dem es sich 3 Typen in dunklen Anzuegen bequem gemacht hatten. Ein General mit viel Lametta kam vorbei. Zwei Typen standen auf und verbeugten sich. Einer blieb sitzen. Der kam mir irgendwie bekannt vor. Hm.
Ich wuerde gern glauben, dass das der Koenig war, aber ganz ehrlich: ich weiss es nicht.
Trotzdem - alles Gute Big B. Auf die naechsten 78 Jahre.

---------

Infos:
Heute Abend fahre ich von Bangkok nach Chian Mai im Norden Thailands, bleibe dort ein paar Tage um ein paar Bergvoelker zu besuchen und dann geht es weiter nach Laos. Wenn alles klappt, bekomme ich meinen Pass mit laotischem Visum nach Chiang Mai nachgeschickt.

04 Dezember 2005

Khaosan Road

Ueberschreitet die Temperatur einen bestimmten Grenzwert, faengt sie an im Leben eine massgebliche Rolle zu spielen. Das Gleiche gilt fuer die Lautstaerke.
Ich bin seit gestern in der legendaeren Khaosan Road in Bangkok - und sowohl die Temperatur als auch die Lautstaerke bestimmen mein Leben massgeblich, denn beides ueberschreitet hier die Masse des Ertraegliche um einiges. Haett ich mir eigentlich denken koennen. Wo sich partywuetige Traveller aus aller Welt treffen, geht es nicht besinnlich zu. Da wird gefeiert, dass sich die Balken biegen. Und die einheimischen Restaurantbesitzer scheinen eh zu glauben, dass Taubheit eine genetische Veranlagung von Rucksacktouristen ist. Das bedeutet: kein Cafe ohne aufgedrehte Musikanlage. Und ab 20:00 Uhr ist das gesamte Viertel eine Grossraumdisco. Pech, wenn man unter Jetlag leidet und eigentlich nur Pennen will. Pech, wenn die Waende des Hoterlzimmers nur aus Pappe bestehen. Man macht die Augen zu und hat sofort das Gefuehl, man sei in drei Discos gleichzeitig. Ueberraschnder Weise konnte ich trotzdem schlafen - und an ein Wunder grenzte es, dass um 01:00 Uhr alle Discomaschinen abgestellt wurden. Ich habe dann richtig gut geschlafen.
Vielleicht lag es daran, dass ich gestern eine Reihe von Buddhas besucht habe - darunter auch den "Lucky Buddha", der, wie der Name schon sagt, Glueck verheisst.